…über die Meere mit dem Schiff

auf dem Pazifik

In Russland reden wir noch über eine Pazifik-Überquerung, als würde sie in ferner Zukunft liegen: „Wenn wir dann irgendwann mal…!“

Und auf einmal geht dann doch alles ganz schnell. Plötzlich, an nur einem Tag, in einem ganz präzisen Moment, ist es gewiss: In spätestens drei Monaten sollten wir auf einem Schiff in Richtung Nordamerika sein. Ja, ohne es zu ahnen, hat sich jemand Drittes entschieden, mit uns weiterzureisen…

Wir buchen eine Kabine. (Anheuern ist eine Reisenostalgie aus vergangenen Zeiten geworden…). Eigentlich wollten wir uns das Geld für die Überquerung in China, als Englischlehrer, verdienen. So war das ursprünglich angedacht, doch jetzt muss alles ganz schnell gehen: Denn wenn wir nicht bald das große Wasser queren, wird es schwierig und dann wäre der Traum von einer Weltumrundung OHNE Flugzeug wohl dahin (ab einer gewissen Schwangerschaftswoche, oder gar mit Baby, darf man nicht auf einem Container-Schiff mitreisen)…

Als ich diesen Text schreibe, sitze ich in unserer Kabine der CMA CGM „OTELLO“ und versuche die Übelkeit, die beim Schreiben aufkommt, zu unterdrücken. Der Frachter schwankt endlos hin und her, hin und her, hin und her. Zwei volle Wochen nur Wasser, salzige Luft, Wind, Sonne, und ein paar fliegende Fisch vorne am Bug. Dann auch Delfine und gigantische Schildkröten. Mit uns an Bord des französischen Frachters: Eine 30 köpfige Crew (bestehend aus Franzosen, Rumänen und Indern, alle männlich!), ca. 8.500 Container, die von Hongkong nach Chile sollen, 2500 gefrorene Baguettes und ein Motor, der so groß ist wie eine Einfamilienhaushälfte. Außerdem Treibstoff für rund 15 Tage. Täglich rund 170.000 Liter. Unvorstellbar, und ich würde es lieber nicht glauben, hätte ich nicht selbst die Dimensionen eines solchen Frachters erlebt…

Geschaukel Hin oder Her – wir wissen bei jedem Meter, warum wir das nicht in 13 Stunden und einem Direktflug nach Mexiko-Stadt hinter uns bringen. Wir spüren die Distanz, das „Dazwischen“, und das zaubert ein Kribbeln in den Bauch. Genau wie die Aufregung vor einem vollkommen neuen Leben, das an den Ufern von Mexiko auf uns wartet…

Davor
Danach
2018-10-08T12:14:21+00:00

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